Zehn Jahre und länger litt ich an ständige nGelenkschmerzen in den Hüften und Knien. Beim Sitzen Schmerzen in der Brustwirbelsäule, Nackenschmerzen, Schulterprobleme; Schmerzen in den Sprunggelenken. Mehr Bewegung tat mir gut. Aber bei langem Sitzen wurden die Schmerzen unerträglich. Jede längere Autofahrt war eine Tortur. Sanfte medikamentöse Alternativen blieben wirkungslos. Rheuma, Allergien, zuletzt Fibromyalgie wurden von Fachärzten erwogen und dann ausgeschlossen. Keine Erfolge mit chinesische Medizin. Mit inzwischen 56 Jahren gab ich mich damit zufrieden, dass ein oder zwei Naproxen pro Woche hoffentlich nicht schaden, ich aber auch nicht rennen oder wandern gehen kann.
Dann las ich eine Anzeige von Jochen Stechmann: Tänzer und nun Körpertherapeut. Meine Hoffnung war, dass jemand, der etwas von Beweglichkeit versteht, mir besser hilft als Osteopathen, Physiotherapeuten oder eben Medikamente.
So haben wir gemeinsam meinen Körper, seine Haltung und Beweglichkeit erforscht. Die Schmerzen wurden plötzlich im linken Knie viel stärker, eine arthroskopische Intervention in einer Fachklinik räumte dieses Problem beiseite. Die seit je ungeheuer druckempfindliche Stelle am rechten Halsansatz hat Jochen so lange und so intensiv bearbeitet, bis mir klar wurde, hier hat meine Mutter Hand und Daumen angelegt, um mich als kleinen Jungen so durch das Gelände zu führen. In dieser Sitzung gab es viele Tränen – und einen immer zugewandten, verständigen Therapeuten.
Und ganz allmählich lernte ich, Muskelspannung nur so lange aufrecht zu erhalten, wie ich deren Unterstützung wirklich brauchte. Ja, man kann mit lockeren Pobacken Radfahren…
Ich lernte, in jede Ecke meines Körpers zu atmen, erfuhr, dass ich viel beweglicher bin als andere in meinem Alter. Und dass mein Körper mir gut gehorcht, ich aber eben auch auf ihn hören muss.
Jochen hat massiert, er hat geknetet, Fussreflexzonen bearbeitet, hunderte Mal über dieselbe Stelle gestreichelt. Er hat mich über das Atmen dazu gebracht, dass ich zuweilen in Trance meine Körpersignale aufgreifen und lesen lernte.
Meine Schmerzen rührten von den alltäglichen Fehlhaltungen und Verspannungen – und dank Jochen kann ich jetzt wie nebenbei meinem Körper den Tonus, die Haltung, die Bewegungsabläufe geben, die er braucht und will. Kraftsportler trainieren vor einem Spiegel. Wenn man so will, hat Jochen mir den Spiegel vorgehalten.
Ja, ich war jede Woche einmal für eine Stunde in der Praxis. Ja, die Behandlungszeit hat einen Sommer und einen ganzen Herbst gedauert. Und ja, zuverlässig schmerzfrei war ich erst ein weiteres halbes Jahr danach.
Als wir anfingen ließ ich mich auf die These ein, dass chronische Schmerzen ohne erkennbaren Anlass aus dem Kopf, und keineswegs aus den Gelenken kommen. Ich habe daran geglaubt, dass das Gehirn eine neue Verbindung zu meinen Körpersignalen aufbauen muss – das alles hätte ich ohne Jochen niemals geschafft. Er ist ein Magier, er versteht sein Metier.